Debattenmedium, Streitschrift oder Propaganda?

Die Berliner Republik ist durch die Differenzierung politischer Positionen, eine zunehmende Spaltung der Gesellschaft und eine wachsende populistische Rhetorik gekennzeichnet. Während politische Bewegungen und Akteure in den sozialen Medien in ihrer politischen Wirkmächtigkeit deutlich wahrnehmbar sind, bleiben politische Kulturmagazine trotz ihrer digitalen Erweiterungen in ihrer Bedeutung für politische Debatten weitgehend unsichtbar, auch wenn sie großen Einfluss auf das Selbstverständnis politischer Gruppierungen haben: Es werden Ideologien, Werte, Haltungen und Meinungen kommuniziert, kommentiert und bewertet.

Unser Ziel ist zunächst, die bunte Landschaft politischer Kulturmagazine und ihre Veränderungen in der Berliner Republik zu kartographieren und als Zeitdokument der politischen Kultur und ihrer Mediatisierung für die Nachwelt festzuhalten.

Anschließend stellen wir uns anhand stichprobenbasierter Analysen von Einzelmagazinen, Einzelausgaben und digitalen Auftritten verschiedene Fragen:

1) Welche Medienframes werden in politischen Kulturmagazinen typischerweise verwendet und wie steuert deren Gestaltung politische Debattenbeiträge?

2) Welche narrativen Strategien werden in politischen Kulturmagazinen typischerweise verfolgt und in welchem Verhältnis stehen diese zu ihren Leser*innen?

3) Wie inszenieren sich politische Kulturmagazine als exklusive Stimme politischer, wirtschaftlicher und intellektuelle Eliten und wie grenzen sie sich aktiv voneinander ab?

4) Wieso spielen die gedruckten Ausgaben trotz fortschreitender Digitalisierung nach wie vor eine große Rolle und welche Aufgaben haben gedruckte Hefte und digitale Medien für politische Kulturmagazine?

Übergreifend stellen sich damit Fragen nach den tatsächlichen Leistungen, die politische Kulturmagazine in der politischen Kultur erbringen (können), welchen Beitrag sie wie zu politischer Identitätsbildung und Vergemeinschaftung leisten, und ob diese Leistungen den allgemeinen gesellschaftlichen Erwartungen an politische Kommunikation, z.B. Debatte, Kritik, Kontrolle und Inklusion von Minderheiten, entsprechen.